MI, 21.05.25, EV.-LUTH. MARKTKIRCHE ST. GEORGII ET JACOBI (HANNOVER)

18:00 Eröffnung

George N. Gianopoulos (*1984) Birds of Paradise (2016-18), Nr.II + III  -

von der Flötistin Eva Ludwig

Grußworte:

Herr Marc Blessing, Pastor der Ev.-luth. Marktkirche St. Georgii et Jacobi, Hannover

Prof. Joachim Schachtner, Staatssekretär des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur

 

Vortrag: Deus in nobis  (Gott in uns): 

Das Heilige in der Philosophie der Frühromantik

 

Prof. Dr. Stephan Meder, Leibniz Universität Hannover

 

I.               Einleitung

II.             Zur Vorgeschichte des Ausdrucks „Deus in nobis“ in der Antike

III.          „Querelle des anciens et des modernes“

Zit. 1: „Die Menschheit lässt sich nicht inoculiren, und die Tugend läßt sich nicht lehren und lernen, außer durch Freundschaft und Liebe mit tüchtigen und wahren Menschen und durch Umgang mit uns selbst, mit den Göttern in uns“(Friedrich Schlegel, Ueber Philosohie. An Dorothea, in: Athenaeum, Zweiter Band, Erstes Stück, Berlin 1799, S. 1-39, 8).

IV.           Leibniz und Schlegel: „Global Players, die Hannover zur Geistesgeschichte beigesteuert hat“.

V.             „Deus in nobis“ in der Epoche der Romantik

Zit. 2:  Die andere, „innerliche“ Art von Freundschaft sei dagegen „eine wunderbare Symmetrie des Eigentümlichsten [...], alle Gedanken und Gefühle werden gesellig durch gegenseitige Anregung und Ausbildung des Heiligsten“. Zu einer solchen „Ausbildung des Heiligsten“ sei „nur fähig, wer in sich ganz ruhig wurde und in Demut die Göttlichkeit des andern zu ehren weiß“ (Friedrich Schlegel, Lucinde. Ein Roman (1799), Ausgabe, Leipzig 1919, S. 87-88).

 

„Mit dem äußersten Unwillen dachte ich nun an die schlechten Menschen, welche den Schlaf vom Leben substrahieren wollen. Sie haben wahrscheinlich nie geschlafen, und auch nie gelebt. Warum sind denn die Götter Götter, als weil sie mit Bewusstsein und Absicht nichts tun, weil sie das verstehen und Meister darin sind?“(Lucinde, a.a.O., S. 27)

VI.           Friedrich Carl von Savigny: „Deus in nobis“ in der Jurisprudenz

Zit. 3: „Wir in neueren Zeiten haben sie [die förmlichen Handlungen oraler Rechtskulturen] häufig als Barbarei und Aberglauben verachtet, und uns sehr groß damit gedünkt, daß wir sie nicht haben, ohne zu bedenken, daß auch wir überall mit juristischen Formen versorgt sind, denen nur gerade die Hauptvorteile der alten Formen abgehen, die Anschaulichkeit nämlich und der allgemeine Volksglaube, während die unsrigen von jedem als etwas willkürliches und darum als eine Last empfunden werden“

 

(Savigny, Vom Beruf unsrer Zeit für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft, Heidelberg 1814, S. 10 f.).

 

Felix Mendelssohn, aus dem Streichquartett a-Moll op.13: Adagio non lento 

Eva Ludwig, Flöte, Thomas Huppertz, Violine, Kari Träder, Viola, Thorsten Encke, Violoncello

Musikalische Umrahmung durch musica assoluta 

in Kooperation mit der Ev.-luth. Marktkirche St. Georgii et Jacobi, und musica assoluta, gefördert durch Campus Cultur der LUH


Studium der Rechtswissenschaft, Philosophie und Geschichte in Erlangen, Frankfurt am Main und Berlin. 

Studienaufenthalte in Italien (1978/79) und in den Vereinigten Staaten (1983/84)

Promotion an der Universität Frankfurt am Main 1988

Habilitation an der Universität Frankfurt am Main 1992 Lehrtätigkeit an den Universitäten Würzburg, Erlangen, Münster, Frankfurt am Main und Greifswald von 1992-1994

Professur für Bürgerliches Recht und Neuere Privatrechtsgeschichte an der Europa-Universität-Viadrina in Frankfurt an der Oder von 1995 - 1998

Professur für Zivilrecht und Rechtsgeschichte an der Universität Hannover seit 1. April 1998 

Neugierig, nachhaltig, nahbar: Das hannoversche Orchester musica assoluta arbeitet stets am Puls der Zeit. Spätestens mit dem klimafreundlichen Festival MENSCHLICHKEIT (2021), der multimedialen Konzertreihe VORTEX (2022) und dem Musik- und Wissensprojekt THE OCEAN IS A NOISY PLACE (2023/24) hat sich das Ensemble der künstlerischen Bearbeitung gesellschaftspolitischer und ökologischer Thematiken verschrieben. Aber nicht nur das: Unter der Leitung des Komponisten und Dirigenten Thorsten Encke schafft musica assoluta mit Elan und Klangsinn den Spagat zwischen der Musik unserer Gegenwart und einem stilistisch breitgefächerten Repertoire. Der Zugang der Musiker*innen zu bekannten Werken ist dabei ebenso erfrischend wie die Präsentation des Neuen. 

musica assoluta hat mit vielen namhaften Solisten, wie Isabelle Faust, Christian & Tanja Tetzlaff, Sharon Kam, Antje Weithaas und vielen anderen zusammengearbeitet und ist regelmäßiger Gast auf internationalen Festivals. Höhepunkte des Jahres 2024 waren die OPUS-Klassik Nominierung des Projekts THE OCEAN IS A NOISY PLACE und das umjubelte Debut in der Elbphilharmonie Hamburg.

                                                                        in Kooperation mit


Grußwort von Dott. David Michelut, italienischer Generalkonsul in Hannover

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Philosophiefreunde,

 

es ist beachtlich, aber letztlich nicht wirklich überraschend, dass das Hannoversche Festival der Philosophie nun schon zum neunten Mal stattfindet. Dies ist zweifellos dem Engagement und der Entschlossenheit der Organisatoren, Prof. Peter Nickl und Dott.ssa Assunta Verrone, zu verdanken, die 2008 die Intuition von Michelina Borsari, der Gründerin des Festival della Filosofia 2001 in Modena, aufgriffen und andere Städte in Deutschland und weiteren Ländern mit ähnlichen Veranstaltungen „ansteckten“.

Eine wichtige Rolle spielt dabei aber auch die Formel selbst des Festivals, das Bestreben, Personen öffentlich zum Diskutieren, zum Philosophieren, zum Debattieren zu bringen, und zwar aufgrund der Eigenschaften, die uns Menschen wohl am ehesten auszeichnen und prägen, nämlich Rationalität und Neugierde. Eine Formel, die sich in Italien sehr gut bewährt hat. 

Alle zwei Jahre widmet sich das Festival einer speziellen Thematik: Seele, Vernunft, Schönheit, Zeit... und versucht, diese von möglichst vielen Blickwinkeln aus zu beleuchten, wie es sich für eine philosophische Fragestellung gehört, mit Beiträgen von Spezialisten und Nicht-Spezialisten.

Dank dem Engagement von Herrn Dr. Peter M. Steiner ist seit drei Editionen auch die Max-Planck-Gesellschaft dabei, was dem Event noch mehr Glanz verlieht, weil dadurch führende NaturwissenschaftlerInnen zum Festival beitragen können.

Das diesjährige Thema wird für manche Ohren provokant klingen: das Heilige, und zwar was wir persönlich und auch sonst für heilig halten. Im Gegensatz zu dem lexikalischen Reichtum, der die deutsche Sprache im Allgemeinen auszeichnet, fällt das, was in vielen europäischen Sprachen mit zwei oder mehr verschiedenen Begriffen ausgedrückt wird – im Italienischen zum Beispiel sacro und santo, im Lateinischen sacer und sanctus – im Deutschen merkwürdigerweise unter denselben Begriff, „heilig“ eben. Gemeint ist hier dennoch nicht, oder zumindest nicht unmittelbar, was sich in Eigenschaften moralischen Charakters widerspiegelt, sondern vielmehr jene unbestimmte und doch überwältigende Sphäre, die unsere Beziehung zum so genannten ganz Anderen definiert, zu dem, was unbekannt und unerkennbar ist, was uns in irgendeiner Weise transzendiert – offensichtlich und besonders in der Dimension, die wir mit den Begriffen „religiös“ und „spirituell“ bezeichnen.

Es ist erfreulich, dass beim diesjährigen Philosophiefestival auch einige italienische Wissenschaftler bei Vorträgen und Diskussionen vertreten sind, und es ist schön zu sehen, dass die Organisatoren unter anderem der Göttlichen Komödie des Dante Alighieri einerseits und dem 800-jährigen Jubiläum des berühmten Cantico delle Creature, d.h. des Sonnengesangs des Franz von Assisi andererseits – mit der mittelalterlichen Aufführung des italienisch-deutschen Duos Commedia Nova– besondere Aufmerksamkeit widmen wollten, beides poetische Kompositionen von grundlegender Bedeutung für die kulturelle und sprachliche Identität Italiens.

Abschließend möchte ich die Gelegenheit nutzen, um den anderen Schirmherren des Festivals zu danken: dem Niedersächsischen Minister für Wissenschaft und Kultur Falko Mohrs sowie dem Präsidenten der Max-Planck-Gesellschaft, Prof. Dr. Patrick Cramer. Mein Dank gilt des Weiteren den Förderern der Veranstaltung: Sparkasse Hannover, Region Hannover, Niedersächsisches Ministerium für Kultur und Wissenschaft, Hanns-Lilje-Stiftung, Dr. Buhmann Stiftung für interreligiöse Verständigung sowie Stiftung Edelhof Ricklingen.

Ich wünsche allen Beteiligten und allen Philosophiefreunden ertragreiche Reflexionen und Erkenntnisse!

Grußwort  von Prof. Dr. Patrick Cramer

Präsident der Max-Planck-Gesellschaft

zur Eröffnung des 9. Festivals der Philosophie in Hannover

am 21. Mai 2025

 

„Dem Anwenden muss das Erkennen vorausgehen.“ Dieses Zitat von Max Planck ist die Kernbotschaft der Max-Planck-Gesellschaft. Sie widmet sich in ihren über 80 Instituten der Grundlagenforschung in den verschiedensten Forschungsgebieten, von der Mathematik, der Astro- und Elementarteilchenphysik, vielfältigen Forschungsbereichen in Chemie und Biologie, den Neurowissenschaften, bis hin zu den Sozialwissenschaften, der Jurisprudenz und Kunstgeschichte. 

Auch die philosophische Reflexion ist lebendig in verschiedenen Max-Planck-Instituten, wenn sie auch in der Regel nicht in dieser Form oder unter diesem Namen hervortritt. Grundlagenforschung ist stets Forschung an den Grenzen des Wissens – und diese berührt zwangsweise immer auch philosophische Fragen: nach dem Forschungsgegenstand selbst, nach begrifflichen Instrumentarien, nach ethischen und rechtlichen Implikationen, die ins Allgemeine hinüberreichen. 

Nun hat sich das Festival der Philosophie in Hannover für das Jahr 2025 ein besonders herausforderndes Thema gewählt: „Was ist Dir heilig?“

Das „Heilige“ ist ein Wort aus dem religiös-mythischen Zusammenhang. Es benennt etwas, was dem Menschen entzogen sein soll und ihn umfassend ergreifen kann. Man könnte die Wissenschaft mit ihrem stetigen Erkenntnisdrang in einem Spannungsverhältnis zur Forderung des Heiligen sehen. Andererseits:Kann nicht gerade auch die Naturwissenschaft etwas heiligen? 

Auf diese und andere Fragen will sich die Max-Planck-Gesellschaft - als Partnerin beim Festival der Philosophie 2025 - einlassen.

Forscherinnen und Forscher aus unseren Instituten werden ins philosophisch-theologische Gespräch kommen und die Frage „Was ist Dir heilig?“ aus verschiedenen Perspektiven reflektieren.  

Dabei sind:

-       Prof. Dr. Petra Schwille, MPI für Biochemie, Martinsried – mit Prof. Dr. Reiner Anselm, LMU München 

-       Prof. Dr. Ursula Rao, MPI für Ethnologische Forschung, Halle/Saale – mit Prof. Dr. Ana Honnacker, LMU München 

-       Prof. Dr. Jürgen Renn, MPI für Geoanthropologie, Jena – mit Prof. Dr. Markus Vogt, LMU München 

-       Prof. Dr. Jan-Michael Rost, MPI für Physik komplexer Systeme, Dresden – mit Dr. Peter M. Steiner

-       Ulrich Braun, ev. Pfarrer a.D., MPG Generalverwaltung München – mit Jürgen Resch, DUH 

-       Prof. Dr. Viola Priesemann, Max-Planck-Institute für Dynamik und Selbstorganisation Theorie neuronaler Systeme, Göttingen

Ich wünsche dem Festival der Philosophie gutes Gelingen mit vielen interessierten Besucherinnen und Besuchern. Mein Dank gilt den Organisatorinnen und Organisatoren, sowie allen Unterstützern und nicht zuletzt den Diskutanten für Ihre rege Teilnahme und Denkanstöße!